Im Herbst 1976 trafen sich 13 Lehrerinnen und Erzieherinnen nach einer Musikweiterbildung im „Haus der Lehrer“ Cottbus zum gemeinsamen Singen. Das könnte man doch öfter machen, und warum eigentlich nicht gleich einen Chor gründen? Die Musiklehrerin Margarete Gröschke, die diese Weiterbildung leitete, war von der Idee begeistert und übernahm mit Engagement und Enthusiasmus die künstlerische Leitung.
Im Januar 1977 begannen die regelmäßigen Proben im Haus der Lehrer, anfangs 14-tägig, später wöchentlich. In Cottbus und Umgebung war der Chor bald als Pädagogenchor oder Lehrerchor bekannt. Schon damals waren wir ein reiner Frauenchor.
Das erste Repertoire bestand aus Kinderliedern und mehrstimmigen Volksliedern, später folgten auch zeitgenössische Werke von Komponisten der Region wie z.B. Jan-Paul Nagel. Von Beginn an gab es eine enge Zusammenarbeit mit dem Kinderchor der 1. Oberschule, den Margarete Gröschke ebenfalls leitete.
Schwerpunkte im Choralltag waren zahlreiche Auftritte bei Jugendweihefeiern, Solidaritätskonzerten, den Festveranstaltungen zum Tag des Lehrers, beim Cottbuser Musikherbst, der Estrade der Volkskunst und Weihnachts- konzerten.
Zu den Höhepunkten gehörten die Teil- nahme an den Fernsehaufzeichnungen zu „Ein Haus voll Musik“ in der Stadthalle Cottbus und „Alles singt“ in Leipzig.
Für die gezeigten Leistungen erhielt der Pädagogenchor mehrfach Auszeichnungen als „Hervorragendes“ bzw. „Ausgezeichnetes Volkskunstkollektiv“.
Chorfahrten und Exkursionen, beispielsweise nach Dresden und Prag, gemeinsame Konzertbesuche und Feiern trugen zum inneren Zusammenhalt des Chores bei und ließen viele Freundschaften entstehen, die teilweise bis heute halten.
Zur Zeit der Wende 1990 beendete Margarete Gröschke († 2008) die Zusammenarbeit mit uns, und der Chor drohte mangels Chorleiter auseinanderzufallen. Sing-Enthusiasten der ersten Stunde, allen voran Christa Schröder und Gudrun Obst, glaubten immer an den Fortbestand und ihnen ist es zu verdanken, dass er heute noch existiert.
1991 und 1992 half die Musiklehrerin Eleonore v. Schwarzenfeld dem Chor über die größten Klippen hinweg. Lange war sie eine kompetente Fachkraft in der künstlerischen Arbeit mit der Solistengruppe, am Keyboard und an der Orgel, bei Stimmgruppenproben und der Einrichtung von Liedsätzen. Sie ist heute Ehrenmitglied des Chores.
1993 konnten wir die Musikpädagogin Vera Schmidt als künstlerische Leiterin gewinnen. Sie besticht durch exzellentes Können und umfangreiche Erfahrung. Seit 1960 leitet sie verschiedene Chöre und setzt sich im Chorverband und im Niederlausitzer Sängerkreis unermüdlich für den Erhalt der Chöre und das Singen im Verein ein.
Wir dürfen ihr Wirken nun schon fast 35 Jahre mit Freude, Respekt und Hochachtung genießen. Sie fordert und fördert, und in den Chorkonzerten ernten wir mit dem Applaus der Zuhörer den Lohn der oft anstrengenden, aber immer interessanten und mit Humor gewürzten Probenarbeit.
Nun fanden neue Sängerinnen auch aus anderen Berufen zu uns und der Chor bekam wieder Aufschwung. 1995 wurden wir Mitglied im Brandenburgischen Chorverband, erste Auftritte z.B. bei den Brandenburgischen Chorfesten in Cottbus und Frankfurt/Oder, beim Stadtfest oder als Gastchor bei befreundeten Chören der Region folgten.
1997 im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen gründeten wir uns zum Verein mit der Bezeichnung „Frauenchor Cottbus e.V.“. Als erste Vorstandsvorsitzende wurde Christa Schröder gewählt, als Stellvertreterin Gudrun Obst. Die beiden führten schon seit 1991 durch eine Interimsregelung den Chor organisatorisch. Christa Schröder meisterte alle neuen Herausforderungen bravourös und leitete so 21 Jahre bis 2012 die Geschicke des Frauenchores, bis sie den Staffelstab der Organisation an Jüngere weitergab. Durch ihr persönliches Engagement und ihre Ausstrahlungskraft tat sie viel für das Fortleben des Vereins, der immer neuen Mitgliedergewinnung und für den Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Sie hielt jahraus, jahrein alle Fäden in der Hand, organisierte Chorauftritte und Konzerte zu den unterschiedlichsten Anlässen. Viele Festlichkeiten wurden musikalisch umrahmt und so zur bleibenden Erinnerung für alle Chorfrauen und auch für die Fangemeinde, die uns nun schon jahrelang die Treue hält. Durch ihre engagierte Vorstandsarbeit - das reicht von der Organisation der Chorweiterbildungsveran-staltungen bis zum Werben um Unterstützung des Chores bei den verschiedensten Gremien und Einrichtungen - und die gute Zusammenarbeit mit der Chorleiterin prägte sie wesentlich das Chorleben.
Für diese hervorragende Arbeit erhielt Christa Schröder 2013 die Ehrennadel des Brandenburger Chorverbandes für Verdienste im Ehrenamt. Sie war - und ist - die „Mutter des Chores“ und noch aktives Ehrenmitglied.
Heute trägt den Staffelstab unsere Vorstandsvorsitzende Marlies Nagora mit ihrem Team weiter.
Allen ehemaligen und derzeitigen Vorstandsmitgliedern herzlichen Dank für ihr ehrenamtliches Engagement für unser aller Hobby.
Im Laufe der Jahre steigerte Vera Schmidt kontinuierlich die stimmliche Qualität, Ausdruckskraft und Präzision des Chores. Sehr stolz waren wir über unser erstes eigenes Chorkonzert 2004 und über den 2. Platz beim Wertungssingen des Brandenburgischen Chorverbandes 2006 in Frankfurt/Oder, bei dem die Leistung des Frauenchores mit „sehr gut“ bewertet wurde.
Vera Schmidt erarbeitete mit uns mittlerweile ein Repertoire von über 100 Stücken. Die Bandbreite reicht nun vom einfachen Volkslied bis zum klassischen 3- oder 4-stimmigen Chorsatz, vom a-cappella-Gesang alter Meister zu modernen zeitgenössischen Werken. Wir singen ernste und humorvolle, kirchliche und weltliche, nationale und internationale Lieder, auch in polnischer, sorbischer oder englischer Sprache. Hinzu kommen über 50 bekannte und seltenere Weihnachtslieder aller Epochen. Jedes Jahr studieren wir mehrere neue Titel ein.
Zu vielen Chören der Region pflegen wir freundschaftliche Beziehungen, sind Gäste oder Gastgeber bei Chorkonzerten, und auch an den Veranstaltungen und Projekten des Niederlausitzer Sängerkreises nehmen wir regelmäßig teil.
Mit wöchentlichen Proben und halbjährlichen Chorwochenenden streben wir weiter nach Verbesserungen und bereiten uns auf die Konzert-Höhepunkte vor, damit wir unseren Zuhörern noch lange Freude mit unserem Gesang bereiten können.
Zum Chorleben zählen aber auch viele gemeinsame Aktivitäten, wie unsere jährlichen Chorausflüge, Feiern zur Jahresmitte sowie zum Jahresende, und zu Jubiläen der Chormitglieder gehört ein Ständchen einfach dazu. Freundschaft und Zusammenhalt halfen schon einigen Mitgliedern, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen.
Zum 8. Chorfest des Brandenburgischen Chorverbandes 2005 gewann der Frauenchor Cottbus einen Kanon-Wettbewerb – unsere Chorfreundinnen schrieben die Hymne des Chorfestes.
„Mit frohen Sinnen in Freundschaft zu singen,
wie Perlen von Tau, die zum Bach sich verschlingen,
so lasset die Stimmen zum Chorfest erklingen“
tönte es zum Auftakt aus 2300 Kehlen im Rheinsberger Schlosspark - ein unvergessliches Erlebnis und eine gute Beschreibung für unser schönes Hobby – das Singen in der Gemeinschaft.